Dienstag, 28. Februar 2017

Gemüse vorziehen I: Kohlrabi & Rettich aussäen

Gemüse vorziehen: Kohlrabi aussäenGemüse vorziehen: Kohlrabi aussäen

Morgen beginnt endlich offiziell die Gartensaison. Seit einigen Tagen ist das Wetter schon richtig frühlingshaft. Auf die Stürme der letzten Woche folgten Sonnenschein und ein Temperaturanstieg. Jetzt ist der Zeitpunkt für die Pflanzenanzucht ideal. Wollt Ihr auch Euer eigenes Gemüse vorziehen und dadurch viel Geld sparen? Kohlrabi und Rettich könnt Ihr jetzt in Töpfe aussäen und sie dann in einigen Wochen ins Frühbeet setzen.

Im letzten Jahr habe ich einen genauen Plan für den Gemüsegarten und die Anzucht erstellt. Danach bin ich für die Frühkultur bereits etwas spät dran. Es ist höchste Zeit, das erste Gemüse vorzuziehen, damit die Beete im Mai wieder für die Hauptkultur frei werden. Für die Frühkultur eignen sich Gemüsesorten, die etwas Kälte vertragen und sich zudem durch eine kurze Kulturdauer auszeichnen, wie eben Kohlrabi, Rettiche oder auch Radieschen. Die Zeit zwischen Pflanzung und Ernte beträgt nur wenige Wochen. Auch Zwiebeln, Feldsalat oder Spinat eignen sich sehr gut für die frühe Kultur. Während viele der genannten Gemüsearten im März direkt ins Beet gesät werden können, benötigen Kohlrabi und Rettich etwas Vorsprung durch Vorkultur und sollten nach dem Auspflanzen dann auch erst einmal mit Vlies abgedeckt werden.

Gemüse vorziehen - so geht's: Kohlrabi & Rettich


Ihr benötigt:

  • Saatgut
  • Aussaattöpfe
  • Anzuchterde

Achtet bei der Auswahl der Samen unbedingt auf den Unterschied zwischen frühen, mittelfrühen und späten Sorten. Im letzten Jahr sind mir die Kohlrabikeimlinge geschosst, weil ich nicht auf die Sorte geachtet habe. Der Bingenheimer Azur Star von demeter gehört zu den früheren Sorten. Der weiße Rettich Rex eignet sich ebenfalls für die frühe Aussaat und kann sogar schon ab Januar im Gewächshaus vorgezogen werden.


Spezielle Aussaattöpfe aus Torf sind im Baumarkt erhältlich. Nun ist Torf allerdings aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht zu empfehlen, denn durch den Abbau des Sediments werden Moore als Naturflächen zerstört. Im Netz gibt es zahlreiche Tutorials, wie Ihr Euch aus Eierkarton oder Zeitungspapier Aussaattöpfe basteln könnt. Der Vorteil dieser drei Varianten liegt darin, dass Ihr die Jungpflanzen später mitsamt Topf einpflanzen könnt. Ihr könnt es aber auch so machen wie ich und Aussaattöpfe öfter benutzen. Ich habe dafür eine Zeitlang Kunststoffuntertöpfe gekaufter Pflänzchen aufgehoben und gesammelt. Solche Plastikuntertöpfe kann man auch im Baumarkt kaufen, das ist aber unnötig teuer. Wichtig: Bevor Ihr anfangt, macht die Töpfe unbedingt gut sauber. Zum Schluss habe ich sie noch mit kochendem Wasser ausgespült. So verhindert Ihr, dass Pilze oder Schädlinge aus der letzten Saison in die Erde und an die empfindlichen Samen und Keimlinge gelangen.

In normaler Blumenerde solltet Ihr Euer Gemüse nicht vorziehen, denn sie ist viel zu stark gedüngt. Die Samen würden nicht keimen und falls doch, würden die zarten Keimlinge verbrannt. Daher kauft Euch entweder nährstoffarme Anzuchterde oder Ihr stellt Eure eigene Anzuchterde her aus 20 % Kompost, 10 % Rindenhumus, 55 % Holz- oder Kokosfasern und 15 % Sand (Mischverhältnis gilt für Mittelzehrer wie Kohlrabi; weitere Infos findet Ihr hier).

Was beim Vorziehen von Gemüse zu beachten ist


Es gibt Gemüsearten, die nur unter Lichteinfluss keimen. Die Samen dieser so genannten Lichtkeimer werden nur auf die Erde gelegt, befeuchtet und gut angedrückt. Kohlrabi und Rettich gehören jedoch nicht dazu. Die Aussaattiefe sollte 0,5 bis 2 cm betragen. Wenn Ihr die Töpfe mit der Anzuchterde befüllt habt, drückt Ihr einfach mit dem Finger ein kleines Loch hinein, in das ihr den Samen gebt, den Ihr dann mit Erde bedeckt. Pro kleinem Aussaattopf könnt Ihr zwei bis drei Samen setzen. Habt Ihr die Samen eingebracht und bedeckt, befeuchtet Ihr die Erde gründlich mit der Blumenspritze - nicht mit der Gießkanne, da Ihr die Samen sonst wegspülen würdet. Die Erde muss nun die ganze Zeit bis zur Keimung feucht gehalten werden. Das heißt, Ihr solltet die Erde mindestens zweimal täglich mit der Blumenspritze nachwässern. Das Wasser, das Ihr in die Spritze gebt, solltet Ihr übrigens vorher filtern. Zumindest das Berliner Leitungswasser ist unheimlich kalkhaltig, was die meisten Pflanzen schlecht vertragen.

Gemüse vorziehen: Keimzeit und Keimtemperatur


Jede Gemüseart hat eine andere ideale Kerntemperatur. Bei Kohlrabi liegt sie zum Beispiel um die 12 - 15 Grad. Bei dieser Temperatur kann es acht bis vierzehn Tage dauern, bis die Samen aufgehen. Bis dahin ist die Erde unbedingt feucht zu halten. Die Keimtemperatur und die Keimzeit findet Ihr in der Regel auf der Samenpackung. Wärmeliebende Pflanzen wie Tomaten benötigen wesentlich höhere Temperaturen zur Keimung und können daher nur in der warmen Wohnung oder in einem beheizten Gewächshaus vorgezogen werden. Bei Kohlrabi und Rettich kann es auch im Kaltgewächshaus oder im Frühbeet klappen, wenn die Witterung nicht allzu kalt für die Jahreszeit ausfällt. Die ideale Keimtemperatur für jede Pflanze herzustellen, ist für Ottonormalverbraucher kaum möglich. Habt Ihr ein Gewächshaus, könnt Ihr Euch eine Heizung mit Temperaturregler besorgen, aber das ist natürlich eine Platz- und Kostenfrage. Die Samen gehen in der Regel auch bei wärmeren Temperaturen im Zimmer auf, nur kälter darf es nicht sein. Zu beachten ist aber das Verhältnis von Licht und Temperatur. Je wärmer die Umgebung und damit auch die Erde, desto mehr Licht benötigen die Keimlinge. Gerade wenn Ihr schon sehr früh im Jahr Pflanzen in der gleichbleibend warmen Wohnung vorzieht, sind die Tage noch so kurz und der Sonnenstand so tief, dass die Keimlinge unter Umständen an Lichtmangel leiden. Sie reagieren dann mit Schossen. Auf der Suche nach dem Licht schießen sie in die Höhe und entwickeln sich zu schwächlichen Pflanzen, die im Grunde nur für den Kompost taugen. 

Wohin also mit den Aussaattöpfen? Die Samen und später die Keimlinge benötigen so viel Licht wie möglich. Ihr könnt sie zum Beispiel auf der Fensterbank eines Südfensters platzieren. An einem nach Osten oder Westen ausgerichteten Fenster klappt es auch noch. Heller ist es aber draußen, zum Beispiel auf dem Balkon. Damit dort auch die Temperatur stimmt, könnt Ihr Euch ein Balkongewächshaus hinstellen. Ist es gut gedämmt, reicht je nach Wetterlage ein unbeheiztes Gewächshaus, da sich die Glashäuser allein durch die Sonneneinstrahlung im Innern aufheizen. Gerade für wärmeliebende Pflanzen wie Tomaten, die Ihr ab April vorzieht, ist es jedoch besser, das Gewächshaus mit einer elektrischen Heizmatte um einige Grad zu erwärmen. Beim täglichen Gießen solltet Ihr die Temperatur im Gewächshaus kontrollieren und es bei zu starker Erwärmung lüften.

Ich drücke Euch die Daumen, dass alle Samen aufgehen und sich Eure Pflänzchen gut entwickeln!


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