Donnerstag, 9. Juli 2015

5 gute Gründe für und gegen einen Kleingarten

Ein Kleingarten ist schon etwas Feines. Ein echtes Kleinod, ein wahres Paradies, wenn man dadurch der grauen Stadttristesse entkommt. Nun ist Berlin weder grau noch trist, sondern eigentlich ziemlich grün (siehe auch hier). Aber die zahlreichen Kleingartenanlagen bilden einen nicht unbedeutenden Teil der grünen Lunge der Hauptstadt. 


Kleingärten hatten lange ein recht schlechtes Image und galten als Inbegriff deutschen Spießertums und preußischer Kleinbürgerlichkeit. Bis vor wenigen Jahren lag das Durchschnittsalter der Kleingärtner auch noch bei 50 - 60 Jahren, seit einiger Zeit vollzieht sich aber ein Generationenwechsel. Der Kleingarten ist wieder in. Vor allem Familien erkennen seinen Erholungswert. Bei der Beantwortung der Frage, ob ein Kleingarten für Euch in Frage kommen könnte, helfen Euch vielleicht die folgenden Erwägungen: 

1. Pro: Ein Ort zur Entspannung und Erholung


Ob trendy oder nicht: Ein kleines Stück Land, ein Platz zum Grillen, Entspannen, Seele-Baumeln-Lassen, zum Mit-den-Händen-in-der-Erde-Wühlen - klingt doch gut, oder? Im Gegensatz zum Grillen im Park (das ja oft auch gar nicht erlaubt ist) hat man hier den Vorteil, das Grün ganz für sich und seine Lieben zu haben. Dazu meist noch mit einer kleinen Küche in der Laube - beim Grillen schon sehr komfortabel. Ein Kleingarten bietet viele Möglichkeiten der Erholung und einen guten Ausgleich für Schreibtischtäter. Ferien im eigenen Garten stellen gerade für Familien eine gute Urlaubsmöglichkeit dar. Gelegentliches Übernachten in der Laube ist nämlich durchaus erlaubt. Im Freien können die Kinder spielen und sich an der frischen Luft bewegen. Wer braucht da noch Disneyland? 

2. Pro: Geringe Kosten 


Der große Vorteil eines Kleingartens in Zeiten rasant steigender Immobilienpreise: Beinahe jeder kann ihn sich leisten. Die regelmäßigen Kosten inklusive Pacht, Nebenkosten und Versicherung liegen bei ca. 500 bis 1000 Euro im Jahr. Je nachdem, wo sich der Kleingarten befindet, können die Kosten sogar noch niedriger sein. Der Ursprung der Kleingärten im 19. Jahrhundert geht so unter anderem auch auf die Idee zurück, armen Arbeiterfamilien die Möglichkeit zur Selbstversorgung zu geben. Hinzu kommen natürlich die einmaligen Anschaffungskosten, die je nach Zustand der Gartenlaube und des Gartens sehr stark variieren können, aber im Schnitt etwa 5000 bis 6000 Euro betragen. 

3. Pro: Möglichkeit der teilweisen Selbstversorgung


Obst und Gemüse aus eigener Ernte - kann es etwas Schöneres geben? Den selbst gesäten Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, sie zu hegen und zu pflegen und schließlich die Früchte der eigenen Arbeit - im wahrsten Sinne des Wortes - zu ernten, ist eine wunderbare Erfahrung und der Geschmack nicht mit den verwässerten Erzeugnissen aus dem Supermarkt zu vergleichen. Wir können unsere eigene Marmelade kochen und zum Frühstück fruchtige Tomaten aus dem Gewächshaus direkt an den Tisch holen. 

4. Pro: Finding nature - Zugang zur Natur für Kinder und Erwachsene 


Gerade Stadtkinder haben häufig keinen Bezug mehr zur Natur und ihrer Tierwelt, geschweige denn dazu, wo unsere Nahrung herkommt. Für Erwachsene gilt das genauso. Im eigenen Garten erleben wir den Kreislauf des Lebens wieder auf eine unmittelbarere Weise, berühren mit unseren Händen die Erde anstelle der Tasten unseres Smartphones. Wir können einheimische Tierarten wie Vögel oder Igel beobachten und lernen, welche Insekten uns als Nützlinge im Garten helfen. Auch die Tatsache, dass sich im Garten nicht alles so durchplanen lässt, wie wir mittlerweile alle anderen Aspekte unseres Lebens organisieren, holt uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Im Garten sind wir eben auch von äußeren Faktoren wie der Witterung abhängig. Und die richtet sich nicht nach unserem Terminkalender.

5. Pro: Einbindung in eine Gemeinschaft 


Den fünften Vorteil sehen einige sicher auch als Nachteil. Kleingärten werden von Vereinen verpachtet. Hier gibt es ein reges Miteinander, man ist in eine enge Gemeinschaft eingebunden, in der es natürlich gemeinsame Aufgaben zu erfüllen gibt, in der aber oft auch zusammen gefeiert wird. Es ist schön, wenn man sich in der Nachbarschaft gegenseitig hilft und unterstützt. 

1. Contra: Ein Garten macht Arbeit! 


Jetzt kommt das große Aber: Kleingärten sind mitnichten für jeden geeignet. Zunächst einmal macht ein Kleingarten sehr viel Arbeit. Wer nur in der Hängematte liegen möchte und wem das Rasenmähen, Pflanzenschneiden, Gießen, Düngen usw. zuwider ist, der sollte sonntags lieber in den Park gehen. Ein eigener Garten ist ein richtig zeitaufwändiges Hobby. Die Zeit zum Entspannen ist da, aber ohne Arbeit geht es nicht. Wem die Gartenarbeit keinen Spaß macht, dem ist von einem Kleingarten eher abzuraten. 

2. Contra: Pachtland mit Regeln und Einschränkungen


Ja, ein Kleingarten ist recht günstig zu haben. Dafür muss man sich aber an einige Regeln halten, das ist der Deal. Diese Regeln ergeben sich aus dem Bundeskleingartengesetz und der jeweiligen Vereinssatzung. Dauerhaftes Wohnen in der Laube ist nicht gestattet. Man muss über einen offiziellen Erstwohnsitz verfügen. Zudem sind Größe und Ausstattung der Gartenlaube beschränkt. Zur kleingärtnerischen Nutzung gehört außerdem die Bewirtschaftung von etwa dreißig Prozent Nutzfläche. Ein Drittel des Gartens muss also dem Anbau von Obst und Gemüse dienen. Im Übrigen kann man den Garten aber schon frei gestalten. Den Garten mit einer drei Meter hohen Hecke einzufrieden, ist ebenfalls nicht erlaubt, da die Anlagen auch der Allgemeinheit als Erholung und Inspiration dienen sollen. Das spricht allerdings nicht gegen einen Sichtschutz rund um die Terrasse. Im Verein gibt es außerdem gewisse Aufgaben, die im Rahmen eines Arbeitsdienstes gemeinschaftlich erledigt werden. Auch die gemeinsamen Wege und Anlagen wollen gepflegt werden. 

3. Contra: keine Kostenersparnis bei Obst und Gemüse


Obst und Gemüse bekommen wir mittlerweile so günstig im Supermarkt, dass sich der eigene Anbau aus finanzieller Sicht kaum lohnt. Investieren müssen wir hier ja nicht nur viel Arbeit und ein paar Samen, hinzu kommen ja auch noch das Gießwasser, Dünger, eventuelle teure Einrichtungen wie Hochbeete und so weiter. Hier stehen also eher das Erlebnis und der Prozess im Vordergrund, die Kosten weniger. 

4. Contra: Umweltbelastung in der Stadt 


Im eigenen Garten hat man die Möglichkeit, ökologisch und ohne Einsatz von Pestiziden anzubauen. Leider muss man jedoch auch einräumen, dass Boden, Luft und Grundwasser im urbanen Umfeld zum Teil mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen belastet sein können. Die Stärke der Belastung hängt allerdings von der genauen Lage des Gartens ab. Wer hier auf Nummer Sicher gehen will, nimmt am besten ein paar Proben und untersucht sie. 

5. Contra: Vereinswesen 


Wie oben schon erläutert, ist die Einbindung in die Vereinsgemeinschaft nicht nur als Vorteil, sondern auch als Nachteil zu verstehen. Für ungesellige Misanthropen und Anonymitätsfanatiker ist ein Kleingarten sicherlich nichts. Man sollte sich schon freuen, wenn der Nachbar einen mal zum Kaffee einlädt oder mit einem Bier herüberkommt. 


1 Kommentar:

  1. Hallo, und holla! Ja, das ist gut zusammengestellt, es trifft so zu. Ich habe seit kurzem einen Berliner Kleingarten, und ich genieße jede Sekunde. Als ich anfing, in dem recht verwilderten Garten zu beginnen, aufzuräumen, habe ich mich plötlich ganz außer Atem aufgerichtet, und gedacht: Boa, das ist aber wirklich Arbeit. Es hat keine Sekunde nach dem Gedanken gedauert, dass ich für mich hinzufügte: ... und das ist genau das, was ich möchte. Wer da die geringsten Zweifel hegt, sollte es lassen. Ob man mit dem jeweiligen Vereinscharakter zurecht kommt, kann man herausfinden, wenn man mit ein Paar Leuten vorher in der jeweiligen Kollonie redet. Es gitb solche und solche, wirklich! Herliche Grüße, Giorgio

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