Freitag, 25. August 2017

Wildbienenhotels mit Dachbegrünung

Wildbienenhotel mit MiniteichWildbienenhotel mit Dachbegrünung

Für das Sommerfest unseres Kleingartenvereins habe ich mir als frischgebackene Gartenfachberaterin etwas Besonderes einfallen lassen: Gemeinsam mit Herrn Landpomeranze habe ich Wildbienenhotels mit Dachbegrünung gebaut. Die Vorbereitungszeit war kurz: Innerhalb einer Woche sammelten wir alle benötigten Materialien zusammen und bereiteten alles so gut wie möglich vor. Am Tag X waren wir dann den ganzen Vormittag damit beschäftigt, alles zu unserem Stand am Vereinsheim im Wiesenweg zu schleppen. Mit verschiedenen gelungenen Insektenhotels stand am Ende ein Ergebnis, das sich sehen lassen konnte. Hier zeige ich Euch exemplarisch den Bau des großen Wildbienenhotels mit Miniteich als Dach.

Wildbienenhotel mit Miniteich - so geht's


Benötigtes Material:
  • Zwei große Obstkisten aus Holz
  • Behälter für den Miniteich
  • Ein Sack Feuerholz (Harholz)
  • Schilfmatte
  • Bambusstäbe
  • Ziegelsteine, Kies und Unkrautvlies für den Unterbau
  • Pflanzen für den Teich und für die Trockenmauer

Werkzeuge:
  • Akkubohrer
  • Feinsäge
  • Feile

Das große Wildbienenhotel besteht im Grunde aus zwei mit den Böden aneinander gelegten Obstkisten aus Holz, auf denen wir einen Mini-Teich in einer roten Pflanzschale montiert haben.

Test Pflanzschale

Die Schilf- und Bambusrohre und das Feuerholz dienen als Füllung für das Wildbienenhotel und damit als eigentliche Nisthilfen. Die Schilfmatten solltest Du ganz vorsichtig mit der Feinsäge schneiden, da die Röhrchen leicht zerquetschen. Ausgefranste Öffnungen bitte mit der Feile nachbearbeiten, damit die zarten Bienenflügel nicht verletzt werden. Bambus-Pflanzstäbe haben wir gleich in verschiedenen Durchmessern besorgt und ebenfalls mit der Feinsäge zerkleinert. Die Röhrchen sollten mindestens fünf Zentimeter lang und an einem Ende verschlossen sein. Außerdem haben wir 2 - 10 mm große Löcher in die Hartholzklötze gebohrt. Weichholz ist nicht für Insektenhotels geeignet, weil es zu schnell aufreißt und ein Einfallstor für Pilzbefall bietet. Hartholz im Baumarkt zu bekommen, war allerdings gar nicht so leicht. Doch dann kam mir die Idee, Feuerholz mit Buchenscheite zu kaufen. Preislich ist das auch sehr günstig, ich musste die Scheite allerdings etwas glatter schleifen. Wenn Du Löcher ins Hartholz bohrst, achte darauf, nicht ins Stirnholz zu bohren, sondern quer dazu. Weitere Informationen über geeignete Füllmaterialien findest Du bei Katrin und bei Werner.

Damit die Wildbienen möglichst unbehelligt von Feuchtigkeit nisten können, sollte das Dach des Hotels möglichst einen kleinen Überstand haben. Deswegen haben wir unter dem Miniteich noch eine Plexiglasplatte platziert, die noch irgendwo in der Ecke rumstand. Die Holzkisten stehen nicht direkt auf der Erde, sondern auf einem trocken gemauerten Sockel aus Ziegelsteinen. Hier seht Ihr, wie ich die kleine Trockenmauer aufgebaut habe: Zuerst hebst Du die Grundfläche ein paar Zentimeter aus, füllst die entstandene Grube mit Kies und legt ein Unkrautvlies darauf. Dann legst Du die Ziegel so aus, dass keine Kreuzfugen entstehen. In die Mitte kommt Erde und Lücken in der Mauer bepflanzt Du gleich mit Sternmoos oder Mauerpfeffer. Fertig.

Wildbienenhotel UnterbauWildbienenhotel UnterbauWildbienenhotel Unterbau
Wildbienenhotel UnterbauWildbienenhotel UnterbauWildbienenhotel Unterbau

Gute Gründe, ein Wildbienenhotel zu bauen


Aufgrund des großflächigen Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft und durch weitere Faktoren geht die Artenvielfalt an Insekten und die Anzahl der Individuen pro Art dramatisch zurück. Bis zu 80 % weniger Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen als noch vor 15 Jahren wurden in aktuellen Studien gezählt. Der gesamte Öko-Kreislauf gerät in Gefahr. Blumen werden nicht mehr bestäubt und können sich in der Folge nicht vermehren. Gleichzeitig können einige Pflanzenschädlinge davon profitieren, wenn die Fressfeinde sterben. Fehlen die Insekten als Nahrungsgrundlage, nimmt auch die Artenvielfalt an Vögeln immer weiter ab.

Als Gärtner haben wir also neben der Liebe zur Natur auch ganz egoistische Gründe, uns Bienen & Co. in den Garten zu holen. Durch ihre Bestäubungsleistung steigern sie die Erträge von Obst und Gemüse deutlich. Viele Insekten fressen Schädlinge wie Blattläuse: zum Beispiel Marienkäfer, Ohrenkneifer oder Florfliegenlarven. Herrscht im Garten eine gute ökologische Balance, erledigen sich Probleme mit Schädlingen meist von selbst, ohne Eingriff durch die Gärtnerin oder den Gärtner.

Gerade Wildbienen sind faszinierende Lebewesen. Nicht nur für Kinder ist es ein großer Spaß, sie beim Nektarsammeln und beim Nestbau zu beobachten. Ist das Insektenhotel gut besiedelt, können wir den Bienen zusehen, wie sie in ihre Behausungen krabbeln und wieder hinaus. In Mitteleuropa gibt es etwa 550 Wildbienenarten. Schön, wenn wir verschiedene Arten in unsere Gärten locken können.

Wildbienen? Stechen die denn nicht?


„Das Aggressionspotenzial von Wildbienen ist ungefähr halb so hoch wie das von Mahatma Gandhi“ (vgl. naturgartenfreude.de). Trotzdem mussten wir auf dem Sommerfest immer wieder feststellen, dass viele Gartenfreunde Vorbehalte gegen Wildbienen und andere Nützlinge haben. Im Gegensatz zu Honigbienen leben Wildbienen solitär. Es gibt keinen Stock, den sie verteidigen müssten. Sie sind alleinerziehende Mütter und müssen für ihre Brut da sein. Würden sie bei einem Angriff getötet, ginge ihr genetisches Material verloren und könnte nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben werden. Zudem ist der Stachel vieler Wildbienenarten viel zu weich, um überhaupt durch die menschliche Haut zu dringen. 


1 Kommentar:

  1. Liebe Jessica,
    toll geworden Deine Wildbienenhotels! Das steht bei mir auch noch auf der Projektliste mit meinen Kindern von der Schulgarten AG.
    Liebe Grüße, Caro

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